Während ich hier in Italien am Strand sitze und Lilly dabei beobachte, wie sie in vollen Zügen aufblüht, überkam mich so richtig dieses Gefühl auf welches ich solange gewartet habe: Diese völlige Glückseligkeit Mama zu sein!
Ich hatte nie dieses Gefühl "Mama sein" komplett genießen zu können und die Gründe dafür wurden mir so richtig in unserem ersten gemeinsamen Urlaub bewusst. Es gab bis jetzt (und es gibt sie immer) immer wieder gewisse Barrieren, die dieses Gefühl für mich verhinderten.
Diese "Mama-Barrieren" (so wie ich sie nenne), haben mir oft meine (Mama) Luft geraubt und mich teilweise sehr eingeschränkt.
Ich möchte auf diese "Hindernisse" genauer eingehen, euch beschreiben, was es für mich oft so schwierig macht, eine Mama zu sein und einfach akzeptiert und aufgenommen zu werden. Mich würde es natürlich äußerst interessieren, ob ihr diese "Schranken" vielleicht auch kennt oder auch als Nicht-Mama mit solchen Situationen konfrontiert ward oder seid.
Ich habe sehr lange darüber nachdenken müssen, warum ich mich als Mama dauerhaft überfordert fühle, warum ich am liebsten gar nicht erst mit Kind auf die Straße oder sonst wo hin gehen wollte. Ich habe lange darüber nachdenken müssen, warum ich bis jetzt immer dieses Gefühl hatte mich rechtfertigen zu müssen und warum ich mich in der Rolle als Mama bisher nie wohl gefühlt habe.
Jetzt weiß ich es und was diese Gründe sind oder waren, das teile ich euch nun mit....
EINSAMKEIT
Ich starte womöglich mit dem wichtigsten und sensiblsten Thema, aber es ist auch der allererste Punkt, der mir in den Sinn kam.
Erst vor kurzem las ich einen Artikel mit dem Titel "Bis das das Kind uns scheidet" und habe innerlich sehr schmunzeln müssen. In diesem Artikel ging es um Freundschaften, die zerbrechen können, sobald eine von beiden ein Kind bekommt. Da waren viele wahre Worte in diesem Artikel.
Ich bin froh, dass ich ganz wundervolle FreundInnen habe, sodass eine "Scheidung" bei mir nicht eingetreten ist. Doch sich trotzdem als Mama einsam fühlen, ist einfach keine Seltenheit, vor allem wenn die gewünschte Unterstützung ausfällt.
Das war bei mir nämlich so. Dieser Satz "Ach, auf die kleine Maus passe ich gerne einmal auf" oder "natürlich helfe ich dir", waren bei mir nur leere Versprechungen, denn als ich diese Hilfe dringend brauchte... tja, da war sie einfach nicht da.
Ich fühlte mich einsam und nicht verstanden. Ich versuchte immer jede " Nicht-Mama" nicht mit irgendwelchen Mama-Themen zu nerven, jedoch merkte ich, wie sich immer mehr in mir anstaute, weil ich nie irgendwo meinen "Mama-Dampf" ablassen konnte/wollte. Ich hatte einfach Angst vor dieser "Scheidung".
HealthphiloSophie-Tipp:
Wenn ihr eine Mutter kennt in eurem Freundes- oder Familienkreis, reflektiert doch einmal ob ihr Aussagen wie: "Ich nehme sie dir gerne einmal ab" auch wirklich ernst meint und ob ihr auch bereit seit ein wirklich offenes Ohr und Zeit zu schenken. Mama-sein macht einsam und alles einfach schwieriger, doch umso mehr Interesse und Bemühungen von der anderen Seite da sind, umso einfacher ist es für eine Mama, sich dazugehörig und weniger einsam zu fühlen....
DU HAST KEINE AHNUNG (Wenn du keine Mama bist) oder?
Ich habe lange Jahre als PädagogIn in einer Kinderkrippe gearbeitet, kinderlos und traf demnach auch auf viele Mütter. Ich wurde nicht selten gefragt: "Sind Sie Mutter?" und habe nie verstanden was diese Frage sollte...bis jetzt!
Seit ich Mama bin, kommt es immer wieder vor, dass ich gesagt bekomme, was ich falsch mache oder lieber sein lassen sollte und jetzt könnt ihr euch schon denken von wem. Ja, Richtig! Von Frauen die selbst keine Kinder haben!
Du hörst doch sicher auch gerne, wenn du als Ärztin arbeitest, von einem Menschen, der keine Ahnung von Medizin hat, was du tun sollst oder nicht?
Ich muss schon sagen, dieses Thema löst etwas in mir aus und hat mich als Mama schwer verfolgt, denn ich hatte so etwas als "Nicht-Mama" nie erlebt! Doch Mama-sein und Kindererziehung ist anscheinend ein Thema, wo jeder mitzureden hat.
Viele Aussagen sind nett gemeint, aber als "Nicht-Mama" weiß man oft gar nicht, dass diese folgenden Aussagen oder Tipps nicht so einfach für jede Mama sind, wie sie zu sein scheinen: "ach was hat die denn bloß, so kompliziert ist das doch gar nicht" oder "nimm das Kind doch einfach mit" oder "nimm doch einfach einen Babysitter" oder "lass sie/ihn halt mal beim Papa oder bei der Oma" ... all das ist nicht immer so einfach!
Man weiß erst richtig, wenn man Mama ist, dass doch alles nicht so einfach ist, wie man es sich zuerst vorstellt oder ausmalt. Du kannst dir dein Kind nicht aussuchen. Manchen Babys schaffen es sehr schnell sich auch andere Menschen zu gewöhnen, manche Babys tun sich aber richtig schwer. Auch Mamis sind da unterschiedlich. Manche können ihr Kind einfacher loslassen und anderen Menschen anvertrauen und andere eben nicht... und das ist völlig ok so!
DU BIST NICHT WILLKOMMEN!
"Ach nicht schon wieder eine mit Kinderwagen! Muss dieses Kind so schreien? Warum tut diese Mama nichts? Tut mir Leid Kinderwägen haben hier keinen Platz! Wir haben leider keinen Hochstuhl! Dieses Kind hat mir das versaut!!!!! ..."
Alles schon gehört und gesagt bekommen. Die Toleranz für Mütter in Österreich und ich habe mir sagen lassen in Deutschland ist es noch schlimmer, ist sehr gering. Mütter mit Kinderwagen gehen hier einfach jeden auf die Nerven. Wenn du ein Restaurant mit Baby betrittst bekommst du erstmal genervte Blicke zugeworfen oder musst gleich wieder gehen, weil für deinen Kinderwagen kein Platz ist oder kein Hochstuhl vorhanden ist. Außerdem sind ja Kaffeehäuser heutzutage zu Lern- Und Arbeitsplätzen geworden, da geht das natürlich nicht, dass Kinder hier einen Mucks machen.
Ein Kinderschreien ist niemals schön und jetzt dürft ihr raten: Glaubt ihr für die Mama in dieser Situation schon?
Doch ist die Lösung einfach mit Baby zu Hause zu bleiben. Den Einkauf nicht zu erledigen, sich nicht auch mal einen Kaffee zu gönnen oder überhaupt auf die Straße zu gehen? Nein!! Mamis dürfen auch essen gehen und zwar mit Kind!
Ich wünsche mir mehr Toleranz für Mütter (mit Kinderwagen). Ich wünsche mir statt genervter und angewiderter Blicke einfach auch mal ein Lächeln, ich wünsche mir, dass Mütter mit Kinderwägen in Kaffeehäusern willkommen sind. Ich wünsche mir, dass Mütter stillen können wo sie wollen, ich wünsche mir Respekt und Akzeptanz, so wie ich dies in Italien erlebt habe. (doch dazu später noch mehr)
Meine persönliche Erfahrung:
Ich hatte zu diesem Thema eine persönliche (und wie ich finde erschreckende) Erfahrung gemacht. Mein Mann und ich waren auf einer Hochzeit eingeladen, doch wussten bis zum Schluss nicht, was wir mit unserer 9 Monate alten Tochter tun sollten. Noch dazu wurde mein Mann (als Trauzeuge) für unbeschreiblich viele Aufgaben eingeteilt, sodass er nicht einmal die Chance gehabt hätte bei uns zu sein. Wir wurden ebenfalls mit den Worten eingeladen:"wenn Lilly laut ist, gehst du aber raus!?" und als ich dann keine Lust und auch keinen Plan mehr hatte, wie ich diese Hochzeit mit Kind durchstehen sollte, stieß ich nur auf Unverständnis des Brautpaares. Ohne Kind waren wir willkommen, doch wäre ich mit Kind gekommen, hätte unsere Tochter doch etwas an dieser Hochzeit "versauen" können. (wahre Worte)
Was macht das mit einem? Ich kann euch sagen, für mich war es eine sehr traurige Erfahrung als Mama. Man fühlt sich plötzlich so ausgestoßen und verbannt.
VERZWEIFLUNG & AUSGEBRANNT SEIN (Kind, Arbeit & Studium)
Ein "Problem" mit welchem ich am meisten zu kämpfen habe, ist das tägliche Kämpfen nicht plötzlich heulend vor Verzweiflung und Erschöpfung am Boden zu landen.
Und der Tränenfluss ist bei mir, seitdem ich Mama geworden bin, kaum aufzuhalten.
Mein Mann und ich stehen jeden Tag vor der Challenge, alles unter einem Hut zu bringen und die letzten Monate scheiterten wir so ziemlich jeden Tag daran. Klar, wenn beide Elternteile studieren und noch arbeiten, bleibt eben keine Zeit für Erholung.
"Wie schaffst du das alles?" Das werde ich andauernd gefragt und meine ehrliche Antwort: GAR NICHT! Ich schaffe es nicht, weil es unmenschlich ist was ich tue. Warum ich dennoch arbeiten gehe und studiere? Arbeiten? Geld brauchst du wenn du ein Kind hast :-D
Studieren? Kennst du das, wenn du einen Traum hast und du würdest alles dafür tun? So ist es bei mir mit diesem Studium. Ich weiß, dass ich mir in 6-10 Jahren damit meinen Lebenstraum als GesundheitspsychologIn erfüllen kann. Deswegen ist aufgeben keine Option, auch wenn es jeden Tag heißt, jede freie Minute zum Lernen zu nutzen. Ob ich es allerdings jemanden raten würde ein Kind zu haben und zu studieren? Meine ehrliche Antwort: NEIN!
Ich stelle mir jeden Tag die Frage, ob ich eine gute Mutter bin, ob das ein Fehler ist, was ich tue, ob Lilly darunter leidet . Doch wenn ich in Lilly‘s Augen sehe, sie beobachte wie glücklich sie ist, dann weiß ich, ich hab alles richtig gemacht!
Vor diesen 4 "Mama-Barrieren" stehe ich jeden Tag und oft führt es eben dazu, dass ich es einfach nicht genießen kann.
Als wir in Italien ankamen, wurde ich mit soooo viel Kinderfreundlichkeit überhäuft, dass ich dachte ich träume. Ich fühlte mich so willkommen, so normal und so gut aufgehoben. Das erste Mal konnten mein Mann und ich zu 100% (sofern das als Mama&Papa überhaupt möglich ist) entspannen und Lilly?
Lilly blühte richtig auf, die war so frei, sie konnte sich so frei bewegen. Jedem war es egal wie schmutzig Lilly vom nassen Sand war (ganz anders als es bisher auf unseren Spielplätzen zu beobachten war). Jeder sah nur dieses Kind, das so glücklich und lebendig war.
Ich hatte endlich Zeit über so vieles nachzudenkendenken. Was natürlich auch der Grund für diesen Blogpost hier war. Ich stellte mir aber zugleich auch die Frage:
Was kann ich selbst ändern, dass ich Mama-sein, wieder voll und ganz genießen kann?
Eines weiß ich jetzt: Es ist so wichtig als Mama auch das Atmen oder Durchatmen zu lernen. Das meine ich auch wörtlich.
Wenn andere reinreden, einfach nicht darauf hören, wir dürfen und müssen auf UNSERE Instinkte hören und dürfen vertrauen, dass wir die richtigen Entscheidungen für UNSER Kind treffen.
Mehr Mut haben und wie italienische Frauen ;-) selbstbewusst auf die Straße (mit Kinderwagen) treten. Akzeptieren, wenn es andere nicht akzeptieren können, wenn man nun mal eben jetzt ein Kind hat. Dennoch auch mal ohne Kind außer Haus gehen, denn es gibt auch noch uns selbst. Und wenn du als Mama einfach nicht mehr kannst, dann spreche ganz offen und ehrlich darüber und fühle dich nicht schlecht. Die richtigen Menschen an deiner Seite, schenken dir ein offenes Ohr und verurteilen dich nicht.
Lass dein Kind frei sein und leben, auch wenn der "Matsch" nur so am ganzen Kind klebt. Sch*** auf die anderen Blicke und Meinungen und hab einfach Spaß! ;-)
Diese Worte habe ich am letzten Tag unserer Reise für mich selbst geschrieben und vielleicht sind es auch Worte für Dich <3
Bist du auch Mama und kennst ein paar dieser Barrieren? Oder bist du keine Mama und kennst gewissen Situationen einfach auch?
Lass es mich wissen und hinterlasse ein Kommentar. Hier ist reichlich Platz zum Austauschen!
Alles Liebe,
Eure Healthphilosophie!
Comments